Diese Website verwendet Cookies. Warum wir Cookies einsetzen und wie Sie diese deaktivieren können, erfahren Sie unter Datenschutz.
Zum Hauptinhalt springen
Portrait Helmut Scholz

Neue Wirtschaftsweise

zu Gunsten biologischer Vielfalt

Für das menschliche Überleben ist der Erhalt der Natur entscheidend. Ozeane regulieren das Klima, Bäume säubern die Luft, Bienen bestäuben Pflanzen.

Bei Umwelt- und Klimaschutz bewegt sich einiges - vor allem dank des wachsenden Engagements von Bürger*innen und Bewegungen wie „Fridays for Future“. Doch der Mensch geht noch zu sorglos mit der Natur um, fügt ihr Schaden zu und gefährdet die biologische Vielfalt, die sogenannte Biodiversität. Dies bedeutet: Die Vielfalt von Ökosystemen und der Arten sowie die genetische Vielfalt innerhalb einer Art gehen verloren. So ist von den geschätzt 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit 1 Million vom Aussterben bedroht - wegen Umweltverschmutzung, Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen. Die Umwandlung natürlicher Lebensräume in landwirtschaftliche Flächen, die Versiegelung von Böden und Ausdehnung der Städte, die Vermüllung der Weltmeere sind nur augenfälligste Spitze des Ursachen-Eisbergs. Ein entschiedenes Gegensteuern ist überfällig, wenn wir innerhalb der nächsten 60 Jahre Biodiversität und das menschliche Leben erhalten wollen.

Deshalb forderte das EU-Parlament im Januar 2020 eine ehrgeizige „EU-Biodiversitätsstrategie 2030“, um die Hauptursachen des Verlusts der biologischen Vielfalt entscheidend anzugehen und rechtsverbindliche Ziele für die EU und ihre Mitgliedstaaten zu setzen. Am 5. Mai stellte die EU-Kommission eine neue Biodiversitätsstrategie für 2030 als Teil des Europäischen Grünen Deals vor, die Maßnahmen wie die Wiederherstellung von Ökosystemen und Schaffung neuer Schutzgebiete beinhaltet. Deren Analyse hat jetzt im Europaparlament begonnen.

Dabei ist klar: Unsere Art und Weise des Wirtschaftens ist umzustellen, die Bedingungen dafür sind von den Gesetzgebern verbindlich neu zu justieren. Produktion und Konsum sind zu verändern, und ja, im globalen Maßstab. Wir haben 50 Jahre seit den Warnungen des Club of Rome ungenutzt verstreichen lassen. Heute müssen Geopolitik und die Organisation der Weltwirtschaft demokratisch in Verantwortung gezwungen werden. Dies habe ich EU-Handelskommissar Phil Hogan deutlich gemacht. Eine Ausrichtung der Ökonomien auf Wachstum gemessen am Bruttosozialprodukt kann nicht mehr funktionieren; Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Agrarproduktion, Müllvermeidung, erneuerbare Energieerzeugung und Transportminimierung sind nötig für umwelt- und klimagerechtes Wirtschaften. Hogan signalisierte Zustimmung. Er wolle künftig die Auswirkungen von Handelsabkommen auf die biologische Artenvielfalt prüfen und dies auch in bestehenden Abkommen berücksichtigen.

Aber das sind vorerst „nur“ Worte und die Erfahrungen mit bisherigen Verhandlungen und Umsetzungszeiträumen machen skeptisch, wenn es um schnelle Veränderungen geht. Aber an einer Beschleunigung der Umstellung von Wirtschaft und Handel gibt es keinen Weg vorbei. Und es wird nicht mit rigider Marktlogik und in Konkurrenz zueinander, sondern nur im partnerschaftlichen Agieren gelingen können.